Blanko Info Mit Fotos

Montag 23. Mai 2016
Nach der täglichen Routine leite ich die Sitzung des Stadtvorstands. Dem schließen sich interne Rücksprachen an. Am Nachmittag haben wir den Oberbürgermeister von Ingelheim mit einer Verwaltungsdelegation zu Gast, der sich für unsere Vorbereitungen zur Umstrukturierung der Koblenz Touristik interessiert, weil sich dort die steuerrechtlichen und EU-rechtlichen Probleme in vergleichbarer Weise stellen. Wir helfen selbstverständlich gern.
Sodann nehme ich an der dreistündigen Sitzung des Bau- und Finanzausschusses des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein teil.
Am Abend sind wir mit der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval (AKK) auf dem Schiff mit einer “Dankeschön-Fahrt”, bedanken uns bei Prinz und Confluentia für die gute Session und ich erhalte den “Stadtschlüssel” zurück.

Dienstag 24. Mai 2016
Nach den internen Gesprächsrunden im Rathaus geht es am Spätvormittag in die Stadtbibliothek, wo ich gemeinsam mit der Kulturdezernentin einen Empfang zu Ehren von Prof. Dr. Jürgen Goldstein ausrichte. Der Koblenzer Uni-Prof. erhielt auf der Leipziger Buchmesse den angesehenen Buchpreis in der Kategorie „Sachbuch“.
Mittags eröffne ich in der Citykirche die Ausstellung der Caritas, die das Schicksal von Dauerarbeitslosen beleuchtet. Ich bedanke mich bei der Caritas-Tochter „CARMEN“ für deren gute Projekte und mache darauf aufmerksam, dass auch AMAZON Koblenz einigen Hundertschaften Dauerarbeitslosen wieder eine geregelte Arbeit bieten konnte.
Als Zweckverbandsvorsteher von ZIDKOR leite ich die Verbandsversammlung, die der interkommunalen Zusammenarbeit auf dem Sektor der digitalen Medien dient.
Dann führe ich Staatssekretärin Heike Raab zu unserer EU-Infostelle in Verbindung mit unserem Amt für Wirtschaftsförderung. Heike Raab, die ich auch seit 25 Jahren kenne und schätze, hat in der Staatskanzlei von Ministerpräsidentin Malu Dreyer drei Aufgaben: Sie ist für die Medienpolitik zuständig, sie ist Bevollmächtigte des Landes beim Bund (Berlin) und Bevollmächtigte in Europa (Brüssel). Wir freuen uns, dass wir ihr unsere grenzüberschreitende EU-Arbeit vorstellen können.
Danach geht es nach Höhr-Grenzhausen, wo ich die Aufsichtsrats- und dann die Gesellschafterversammlung der Gasversorgung Westerwald, einer EVM-Tochter, leite.
Zurück im Rathaus, erwartet mich zu erledigende, umfangreiche Aktenarbeit; ein  tiefgreifendes Gespräch mit einem Ratsherrn folgt.

Mittwoch 25. Mai 2016
Nach der Terminlage im Büro habe ich meinen heute zweistündigen Jour fixe mit der Geschäftsführung des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein zur Vorbereitung der nächsten Gremiensitzungen.
Nach weiteren internen Terminen geht es am Nachmittag mit der Wirtschaftsförderung in die Softwarefirma GIMIK-Systeme, die mich so beeindruckt, dass ich künftige Zusammenarbeiten prüfen lasse.
Im Rathaus führe ich ein Gespräch mit einer Arbeitsgruppe unserer Hochschule, die eine Film-Produktion gegen Rassismus plant. Das unterstütze ich sehr gern.
Dem schließt sich die unvermeidliche, tägliche Aktenarbeit an.

Donnerstag 26. Mai 2016 (Fronleichnam / Fahrt nach Hoek van Holland)
Am Morgen des katholischen Feiertags fahre ich in das Schloss, um ein Grußwort bei einem deutsch-spanischen Juristenkongress zu halten. Die Organisatoren hatten wohl bei der Terminierung den auch für die Spanier bedeutsamen Feiertag “nicht auf dem Schirm”. Für mich – als Protestant – ist das weniger ein Problem und ich nutze gern die Gelegenheit zum “Standortmarketing”.
Am Nachmittag brechen wir dann zu unserer Städtepartnerschaftsreise nach Norwich/GB auf. Ich hatte ja zum OB- Dienstbeginn in Aussicht gestellt, in jeder der acht Partnerstädte einmal offiziell aufzutreten. Nun ist Norwich an der Reihe. Ich wollte das mit einem Besuch in unserer zweiten britischen Partnerstadt verbinden, aber die Verantwortlichen in Haringey (London) sahen sich außerstande, mich zu empfangen. Ein schlechtes Zeichen für eine Partnerschaft, die so wenig gelebt wird. Ich kann es nicht ändern.
Das veränderte die Reiseplanung: Ursprünglich wollten wir durch den Tunnel von Calais nach Dover. So aber konnten wir direkt Mittelengland ansteuern. Mit dem Auto ging es 370 km nach Hoek van Holland bei Rotterdam, um dort die Fähre nach Harwich zu nehmen. Wir sind zu dritt unterwegs. Peter Lotak fährt und kümmert sich um die Organisation der Reise. Das hat er schon vor acht Jahren mit meinem Amtsvorgänger erprobt und kennt sich Vorort gut aus und meistert auch die fahrerischen Herausforderungen des Linksverkehrs. Wir sind fast immer im In- und Ausland gemeinsam unterwegs, woraus sich auch eine angenehme Kameradschaft entwickelt hat.
Wichtig für mich ist die Begleitung durch den Vorsitzenden des Freundschaftskreises Koblenz-Norwich. Günter Hahn hat den Freundschaftskreis vor fast vier Jahrzehnten gegründet und sich seither als Vorsitzender und Motor des Vereins um die Partnerschaft sehr verdient gemacht. Der pensionierte und passionierte Englischlehrer kennt Norwich aus ungezählten, mehreren Dutzend Besuchen. Seine sachkundige Begleitung ist für mich ein Glücksfall.
Die gigantische Auto-Fähre „Stena Britannica“ ist für uns eine Neuentdeckung: 240 m lang, 32 m breit, 22 Knoten schnell, Platz für 1200 Passagiere plus 230 Kraftfahtzeuge, 538 Übernachtungskabinen. Alles ist “blitzsauber”. Essen und Trinken an Bord sind sehr zufrieden stellend. Sieben Stunden beträgt die Fahrtzeit. Es bleibt Zeit für die Erkundung des Schiffs, für den Genuss eines vorbestellten Drei-Gang-Menüs und für eine (kurze) Nachtruhe.

Freitag 27. Mai 2016 (Norwich, England)
Um 6:30 Uhr (britischer Zeit=7:30 Uhr MEZ) können wir zurück an die Autos. Seit 3 Uhr morgens “geistere” ich allerdings schon voller Entdeckungsfreude auf dem Schiff umher, nicht zuletzt um zu fotografieren. Wir fahren dann per Auto die 140 km von Harwich nach Norwich, beziehen unser Quartier in dem herrlich mondänen, zentral gelegenen Maid’s Head Hotel, wo wir von unseren ständigen Begleitern und Betreuern empfangen werden. Andy Emms ist so etwas Ähnliches wie unser Leiter des Hauptamtes. Die “graue Eminenz” im Hintergrund der Stadtverwaltung, weiß alles, kann alles bewegen, herrlich unaufgeregt und souverän; ein “toller Kerl”.
Andy Futter, noch jung an Alter und im Job professioneller Partnerschaftspfleger in der Stadtverwaltung, ist auch dabei. Der ehemalige Polizist ist ungeheuer freundlich und zuvorkommend. Beide sind Tag und Nacht mit uns unterwegs, lesen uns alle Wünsche von den Lippen ab und erfüllen sie. Eine gute Partnerschaft braucht nicht nur gute Partnerschaftsvereine, sie braucht auch Menschen wie Andy und wie Andy.
Es geht ins Rathaus. Wir werden von der Oberbürgermeisterin empfangen. Ratsfrau Marion Maxwell macht das erst seit ein paar Tagen. Und ein OB amtiert dort nur ein Jahr! Insofern sind die Ämter nicht zu vergleichen. Das gilt nicht nur für unsere achtjährige Amtszeit, sondern auch funktional. Unsere Oberbürgermeister/-innen sind nicht nur Repräsentant – wie hier -, sondern auch Vorsitzende des Stadtrats und Chef der Verwaltung. Die 70-jährige Marion Maxwell erobert allerdings unsere Herzen im Sturm, ist ungewöhnlich herzlich, und “voll dabei”. Ich hoffe sehr auf einen Gegenbesuch in Koblenz.
Nach dem protokollarischen Empfang bewegen wir uns fußläufig durch die attraktive Stadt. Sie ist nur minimal größer als Koblenz, aber mindestens genau so reich an Kulturmonumenten. Und die Verantwortlichen sind entsprechend stolz auf ihre wunderschöne Heimatstadt wie wir es in Koblenz auch kennen. Unterwegs stoßen wir auf heimatliche Klänge. Wir begegnen einer größeren Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern des Lahnsteiner Johannes-Gymnasiums, die sich auf Abschiedsreise für einen pensionierten Lehrer befindet. Unsere beiden Töchter waren an der Schule und so bekomme ich viele Grüße an meine Frau und die „Kinder“ aufgetragen; klein ist die Welt …
Mittags treffen wir uns mit dem hiesigen Freundschaftskreis, der die Städtepartnerschaft ebenfalls seit Jahrzehnten sehr engagiert belebt. Waltraud und Richard Jarrold haben sich hier als Gegenüber von Günter Hahn verdient gemacht.
Es geht weiter zur Dragon Hall, in der das UNESCO-Literaturprojekt eine Heimstatt gefunden hat. Als uns die Arbeit vorgestellt wird, drängt sich die Assoziation zum Künstlerhaus Edenkoben (Pfalz) auf. Vielleicht lässt sich da ein Kontakt herstellen.
Wir werden durch das Castle Museum geführt und mir wird der Herzenswunsch erfüllt, vom Dachrundweg einmal die Stadt fotografieren zu dürfen.
Beim Abendessen im Ambiente einer Bibliothek (Library Restaurant) treffen mit erneut mit der charmanten Oberbürgermeisterin zusammen, wo es auch zu einer Begegnung mit dem Stadtkämmerer Mike Stonard kommt. Wir gehen mit der Kollegin gemeinsam zur Kathedrale und genießen Mozart und Haydn, dargeboten vom famosen „English Chamber Orchestra“.
Unser Hotel liegt fußläufig und wir spüren die kurze Nacht und den dichten Tag.

Samstag 28. Mai 2016 (Norwich)
Morgens haben wir eine gute Stunde zur Stadterkundung “auf eigene Faust” und ich folge dem Tipp von Günter Hahn, die Flusslandschaft des „Wensum“ zu erkunden, was wirklich lohnt.
Andy&Andy führen uns in das „Sainsbury Centre for Visual Arts“ auf dem Gelände der Universität im Stadtrandbereich. Die Institution erinnert an unser Arp Museum im Bahnhof Rolandseck.
Mittags haben unsere Gastgeber etwas ganz Besonderes für uns vorgesehen: Wir sind zum Lunch im Cafe Britannia, einem landschaftlich großartig gelegenen Restaurant in Nachbarschaft zum Gefängnis und der Service erfolgt tatsächlich von Gefangenen, einem neuen Modell der Resozialisierung.
Auf dem Weg zum nächsten Termin besuchen wir den kleinen Internationalen Flughafen, den wir über Amsterdam anfliegen könnten. Wir besuchen das „Forum“, das man wirklich als Vorbild zu unserem Forum Confluentes sehen kann, deren Bibliothek mindestens so gut angenommen wird wie unsere und das vorbildlich belebt funktioniert. Das lohnt auch für anschließende partnerschaftliche Erkundungen.
Unsere Gastgeber führen uns über den vorbildlich seit fünf Jahrhunderten funktionierenden Markt ins historische Gerichtsgebäude. Zurück im Hotel verabschieden wir uns von Andy&Andy, die endlich in ihr Wochenende starten können.
Günter Hahn hat sich für die Rückfahrt nach Harwich eine andere Route einfallen lassen, die uns in Wroxham und Horning mit dem touristisch sehr attraktiven Kanalleben („The Broads“) bekannt macht. Über den mondänen britischen Badeort Great Yarmouth geht es zurück auf unsere Fähre in Harwich, wo wir die gewonnenen Eindrücke im Kreise unserer Reisegesellschaft bei der Überfahrt ausklingen lassen.

Sonntag 29. Mai 2016 (Rückfahrt von Hoek van Holland)
Die Fähre legt morgens um 8 Uhr pünktlich in Hoek van Holland an und wir machen uns auf den Heimweg nach Koblenz, das wir mittags wieder erreichen.
Unterwegs erledige ich meine digitalen Akten und ziehe ein Fazit der Reise. Die wichtigste Botschaft: Norwich ist eine bezaubernde Stadt, immer eine Reise wert. Diese Partnerschaft lebt, nicht zuletzt Dank des bewundernswerten Engagements beider Partnerschaftsvereine und ihrer Repräsentanten. Die Oberbürgermeisterin, vor allem aber Andy Emms und Andy Futter haben es geschafft, ein Programm auf die Beine zu stellen, das uns umfassend mit der wunderschönen Stadt Norwich (bei nur einer Übernachtung!) vertraut gemacht hat.
Ich komme zu dem Schluss: Diese Partnerschaft lebt und soll leben. Unsere Gastgeber zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Herzlichkeit aus, verbunden mit Humor und Engagement.
Norwich ist eine Reise wert, auch privat. Wer Koblenz liebt, der wird auch Norwich lieben. Danke an alle Beteiligten!

Fotos, soweit nicht anders ausgewiesen: Joachim Hofmann-Göttig

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26.5.2016: Hoek van Holland: Abfahrt einer gigantisch großen Autofähre

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26.5.016: Die Kabinen auf einer modernen Autofähre sind sehr bequem

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27.5.2016: Norwich: Zwei OB’s, die sich auf Anhieb gut verstehen

Foto: Peter Lotak

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27.5.2016: Norwich: The Castle

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27.5.2016: Norwich: OB besichtigt Koblenz Avenue

Foto: Peter Lotak

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28.5.2016: Norwich: Unser Hotel ist sehr zentral gelegen und typisch britisch

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28.5.2016: Norwich: Cathedral

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28.5.2016: Norwich: Ein Gefängnisrestaurant

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28.5.2016: Norwich: Das FORUM, ein Vorbild für das Forum Confluentes

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28.5.2016: Norwich: Ein Markt, der seit 500 Jahren funktioniert

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28.5.2016: Norwich: Zwei tolle Reisebegleiter, Günter Hahn (links) und Peter Lotak

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29.5.2016: Hoek van Holland: Wenn man auf der Autofähre wieder ins Auto passen möchte, darf man nicht zuviel gegessen haben..

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